Aus den eigenen Stärken und Schwächen Kraft schöpfen
20 Frauen und ein Mann interessierten sich für den Workshop „Die eigenen Stärken finden“. Dabei waren deren persönliche Situationen sehr unterschiedlich. Angefangen von der Studentin, die ihre berufliche Laufbahn beginnen will und dafür in Bewerbungsgesprächen überzeugen muss. Über eine junge Mutter (das drei Monate alte Baby war mit dabei und der zweite Mann im Raum), die die Arbeitszeiten in ihrem erlernten Beruf mit der Familie nicht mehr vereinbaren können wird. Bis hin zu einer gestandene Dame, die mit einem Wechsel des Wohnortes einen Neuanfang wagt. Allen gemein war die Frage nach einer Orientierung und dem Finden des individuellen Platzes oder der individuellen Aufgabe.
Woran soll man sich orientieren?
Während meine Großeltern, geboren in den 1920ern, sich beruflich an ihren Eltern orientierten und dann ihr gesamtes Berufsleben in ein und dem selben Volkseigenem Betrieb verbrachten, brachte die Wiedervereinigung 1989 für meine Eltern einen beruflichen Neuanfang. Und bei mir selbst? Mein Lebenslauf braucht schon gut drei Seiten, um die vielen unterschiedlichen beruflichen Stationen aufzuführen die ich im touristischen und sozialen Bereich durchlaufen habe, bis ich mich selbst als freiberufliche Beraterin, Coach und Trainerin fand.
Welchen Leitfäden kann man folgen?
In einer Welt, die sich immer schneller verändert, ist es gar nicht so einfach etwas zu finden, was beständig ist und Halt gibt. Ansichten, Philosophien und Werte – alles ist im Wandel. Aus diesem Grund habe ich mich auf mich selbst konzentriert und nach dem gesucht, was mich ausmacht, was in meiner Person und in meinem Streben beständig ist. So bin ich auf die Suche nach meinen eigenen Visionen, Stärken und Schwächen gegangen.
Eigene Visionen erkennen
Das Erkennen der eigenen Stärken ist ein Prozess, der aus meiner Sicht bei den Wünschen und Träumen beginnt. Es sind oft schon vergessene Schätze, die in den gut gehüteten Traumkisten schlummern. Sich diese Ideen wieder ins Bewusstsein zu holen und sie auf die Relevanz für das weitere Leben und Streben zu prüfen, gibt die Chance neue Möglichkeiten und Ziele zu entwickeln.
Die Bestandsaufnahme
Doch bevor die neu gesteckten Ziele angegangen werden können, gilt es den aktuellen Standort zu betrachten. Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen sind dabei zu erfassen. Dafür eignet sich die Tätigkeitsbilanz, bei der für jede Arbeitsstelle 7 Alltagsaufgaben, 5 Vertretungen, 3 Sonderaufgaben und 3 besondere Erfolge aufgeschrieben werden. Bei der Auswertung dieser Erfahrungssammlung erkennt man oft Gemeinsamkeiten, die sich über die Arbeitsstellen und die Rolle als FamilienmanagerIn immer wieder zeigen. Diese weisen auf beruflichen Stärken hin.
Stärken finden sich aber auch in der Persönlichkeit in Form von Eigenschaften, Herangehensweisen oder Arbeitsweisen. Neben Persönlichkeitstest sind es vor allem Selbsteinschätzung, Reflektion und Austausch die Klarheit zu den weichen Faktoren bringen. Benötigt werden diese Informationen, um das (Arbeits-)Umfeld zu beschreiben, welches zur vollen Entfaltung beiträgt.
Wie lange dauert so ein Findungsprozess?
Das war eine der Fragen, die mir die Teilnehmerinnen auf der Frauenmesse gestellt haben. Die Antwort darauf ist jedoch nicht so einfach zu geben. Ich selbst habe diesen Prozess als Mutter in der Erziehungszeit durchgemacht, um meine beruflichen Perspektiven neu auszurichten. Da ich damals noch wenig Erfahrung mit diesem Thema hatte, habe ich mich durch verschiedene Bücher und diverse Webseiten gekämpft. Fragestellungen herausgearbeitet und versucht mir diese selbst zu beantworten. Dabei drehten sich meine Gedanken und Antworten oft im Kreis und demotiviert stand ich wieder am Anfang der Fragestellungen. Letztendlich hat es fast drei Jahre bei mir gedauert, eh ich wusste was ich wollte und wie ich es angehen kann.
Ich hängte meine Reiseleitertätigkeit konsequent an den Nagel und begann als Assistentin der Geschäftsführung bei einem Freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe. In diesem Jahr der Anstellung musste ich jedoch feststellen, dass ich meine wahren Stärken noch nicht gefunden hatte. Eine weitaus wertvollere Lektion war für mich aber, zu sehen und zu erleben wie hilfreich Coaching und Beratung bei der Selbstfindung sein kann. Wie schnell der professionelle Blick von außen zu Ergebnissen und Erkenntnissen führen kann, hat mich so beeindruckt, dass ich selber eine Coachingausbildung absolvierte und damit den Grundstein für meine berufliche Tätigkeit legte.
Was ist der Sinn der Ausrichtung auf die eigenen Stärken?
Für mich sind es Eigenschaften und Herangehensweisen, die mich ausmachen und die mir den Rückhalt geben bei allem was ich heute tue. Sie sind beständiger als alle Situationen, die ich beruflich oder privat meistern muss. Seit dem ich sie als etwas Besonderes an mir wahrnehme, versuche ich meine Tätigkeiten und Aufgaben danach auszurichten.
Meine persönlichen Stärken und Schwächen heute
Dieses Vorgehen hat bei mir dazu geführt, das ich mich beruflich nicht nur neu ausrichten, sondern auch spezialisieren konnte. Dadurch habe ich meine jetzigen beruflichen Erfolge erreicht. Es hat aber auch dazu geführt, dass ich effektiver arbeiten kann und mehr Zufriedenheit bei der Zusammenarbeit mit Kollegen, Partnern und Auftraggebern empfinde.
Auch die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal als Selbständige schreckt mich nicht mehr. Ich weiß, dass meine Stärken da sind und ich mich auf sie verlassen kann, denn meine Stärke ist das finden der persönlichen Stärken meines Gegenübers mittels Coaching, Reflexion und Einbringung meines Erfahrungsschatzes.